Erstmals hat die HB Ludwigsburg beim französischen Topteam Brest Bretagne Handball gewonnen und mit dem 28:26 (15:13)-Auswärtssieg am Samstagabend die vorzeitige Playoff-Qualifikation in der Champions League perfekt gemacht.
Am 11. Spieltag der EHF Champions League wartete mit Brest Bretagne ein europäisches Schwergewicht auf die HB Ludwigsburg. Doch der Deutsche Meister zeigte beim französischen Vizemeister eine ganz starke Leistung und präsentierte sich extrem willensstark. Angeführt von Guro Nestaker, mit acht Treffern beste Werferin des Spiels, reitet die HBL an der französischen Atlantikküste weiter auf der Erfolgswelle, feierte mit dem 28:26 (15:13) den achten Sieg in den vergangenen neun Pflichtspielen und bleibt nach der EM-Pause wettbewerbsübergreifend ungeschlagen.
Auf Seiten der HBL stand Jenny Carlson nach einer Blessur aus dem Zwickau-Spiel gegen Ihren Ex-Club wieder im Aufgebot, wurde aber geschont. Doch auch ohne die schwedische Nationalspielerin entwickelte sich in der Arena de Brest von Beginn an ein denkwürdiges Spiel. Bereits nach 30 Sekunden traf Xenia Smits zum 1:0 und im Gegenzug zeigte Johanna Bundsen die ersten zwei Paraden. Nach drei Fehlwürfen und einem technischen Fehler der Gastgeberinnen stellten Kaba Gassama, Mareike Thomaier und Antje Döll per Siebenmeter auf 4:0 nach fünf Spielminuten. Die nächste Bundsen-Parade und das 5:0 durch Veronika Malá nach erfolgreichem Tempogegenstoß zwangen Brest-Trainerin Raphaelle Tervel zur ersten Auszeit nach nur sechs Minuten. Direkt danach brachte die deutsche Nationalspielerin Annika Lott die Gastgeberinnen erstmals auf die Anzeigetafel. Wer dachte, dass der Tabellenzweite der französischen Liga nun Fahrt aufnimmt, sah sich zunächst getäuscht. Dank der überragenden Bundsen und einem 4:0-Lauf zogen die Barockstädterinnen zur zehnten Minute auf 9:1 davon.
Auch aufgrund einer Zeitstrafe gegen Xenia Smits sowie einem Treffer von DHB-Nationaltorhüterin Katharina Filter fand Brest allmählich in die Partie. Die HBL hielt kämpferisch gut dagegen, konnte die Qualität der Französinnen aber nicht komplett verhindern, die unter anderem durch Juliette Faure zwischenzeitlich wieder auf „nur noch“ vier Treffer Rückstand herankamen. In der Offensive konnten die Ludwigsburgerinnen in der Folge weniger Akzente setzen, als noch in der Anfangsphase, da Brest auch hier deutlich griffiger wurde und zu viele Fehlpässe die Bemühungen der HBL zunichtemachten. Defensiv war vor allem Superstar Anna Vyakhireva nur schwer in den Griff zu bekommen, die mit vier Treffern beste Werferin des ersten Durchgangs war. Dank einer bärenstarken Johanna Bundsen, die im ersten Durchgang mit einer Fangquote von knapp 50% aufwartete, konnte Ludwigsburg einen 15:11-Vorsprung bis zur 27. Minute halten. Durch den ersten Siebenmeter-Fehlwurf von Antje Döll sowie den Treffern von Anna Vyakhireva und Coralie Lassource hieß es zur Pause „nur noch“ 15:13 aus Sicht der HBL.
Der zweite Durchgang startete denkbar schlecht für die HBL. Wie schon im ersten Durchgang war die Fehlerquote vor dem gegnerischen Tor zu hoch, sodass Brest durch einen 5:0-Lauf in den ersten sechs Minuten das Spiel komplett drehen konnte und auf einmal 18:15 führte. HBL-Chefcoach Jakob Vestergaard sah sich direkt zur Auszeit gezwungen, in welcher er die richtigen Worte fand. Trotz zwischenzeitiger Unterzahl erkämpfte sich die HBL dank eines 5:1-Laufs, unter anderem durh Tore von Mareike Thomaier, Dorottya Faluvégi und Anne With Johansen die erneute 20:19-Führung. Der Deutsche Meister zeigte sich nun wieder deutlich kreativer im Angriff und konzentrierter in der Defensive. Fortan entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, bei dem vor allem Guro Nestaker mit vier Treffern in sechs Minuten herausragte. Nach dem ersten gehaltenen Siebenmeters von Johanna Bundsen ging die HBL mit einem knappen 23:24 in die letzten zehn Spielminuten. Beide Torhüterinnen rückten mit starken Paraden immer mehr in den Fokus. Da Anna Vyakhireva und Juliette Faure von der Ludwigsburger Defensive weitestgehend abgemeldet wurden, tat sich Brest extrem schwer. Angeführt von Nestaker sowie zwei Gegenstoßtoren von Malá und Faluvégi drehte die HBL die Partie erneut zur 27:25-Führung. Aufgrund technischer Fehler, eines Offensivfouls inklusive Zeitstrafe sowie Johanna Bundsen, die am Ende wieder mal bei über 40% Fangquote lag, gelang Brest in der Crunchtime nur noch ein weiterer Treffer durch Onacia Ondono zum 28:26-Endstand aus Ludwigsburger Sicht.
Damit feiert der Deutsche Meister seinen ersten Auswärtssieg in Brest und macht, auch dank der Niederlage von Buducnost in Györ, bereits drei Spieltage vor Ende der Gruppenphase den Einzug in die Play-offs der EHF Champions League perfekt. Außerdem rückt man in der Tabelle der Gruppe B bis auf drei Punkte an den zweifachen französischen Meister heran.
Tore: Nestaker 8, Faluvégi 5, Malá 5, Thomaier 3, Döll 2, Smits 2, Gassama 1, Johansen 1, Hvenfelt 1
HBL-Cheftrainer Jakob Vestergaard: „Das war eine überragende Teamleistung. Zwischendurch hatten wir zwar ein paar Probleme, aber gerade am Anfang und in der Schlussphase des Spiels haben wir unseren Plan perfekt umgesetzt und mit einer starken Leistung den Sieg geholt. Hier in Brest nur 26 Gegentore zu kassieren ist Weltklasse. Jetzt freuen wir uns auf das Bundesliga-Spitzenspiel gegen den Thüringer HC.“
Am Mittwoch, 29. Januar, gastiert mit dem THC der Tabellenzweite der Handball Bundesliga Frauen (HBF) in Ludwigsburg. Anwurf in der MHP-Arena ist um 19 Uhr. Tickets sind online bei Reservix und an allen Reservix-Vorverkaufsstellen erhältlich.
Foto: HBL-Torhüterin Johanna Bundsen zeigte wiedermal eine überragende Leistung. (Quelle: Marco Wolf)