Schwere Auswärtsaufgabe beim dreifachen Champions League-Sieger

Zum Abschluss der Hinrunde in der EHF Champions League-Gruppenphase tritt die HB Ludwigsburg am Sonntag, 10. November, 14 Uhr, bei Vipers Kristiansand in Norwegen an.

Nach einer erfolgreichen Woche mit dem klaren 41:34-Sieg beim Buxtehuder SV in der Handball Bundesliga Frauen (HBF) sowie dem souveränen Einzug ins Haushahn FINAL4 durch ein 36:28 im DHB-Pokal-Viertelfinale beim Thüringer HC, machte sich der HBL-Tross bereits am Freitag auf den Weg nach Norwegen. Dort wartet im Süden des Landes in der Region Agder mit dem Spiel bei Vipers Kristiansand die nächste schwere Aufgabe in der Königsklasse. Nachdem die Ludwigsburgerinnen sowohl in Liga als auch Pokal zuletzt in die Erfolgsspur zurückgekehrt sind, haben sie jetzt in der EHF Champions League die Chance mit einem Sieg im direkten Duell in der Tabelle der Gruppe B an den Vipers vorbeizuziehen.

Hinter dem Verein aus Kristiansand liegt ein wahrer Achterbahn-Oktober. Nachdem der Klub über mehrere Jahre den europäischen Frauenhandball dominiert hatte und nach Platz drei 2019 von 2021 bis 2023 drei Mal in Folge die Champions League gewinnen konnte, geriet man Anfang des Jahres in finanzielle Schieflage. Nachdem durch Gehaltskürzungen bei Kader und Staff sowie Entlassungen in der Verwaltung die Finanzierung bis Saisonende gesichert werden konnte, gab der Verein Mitte Oktober bekannt, dass die Insolvenz drohe und innerhalb kürzester Zeit 25 Millionen Kronen (ca. 2,1 Millionen Euro) benötigt werden, um den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Wenige Tage verkündete der Vorstandsvorsitzende Peter Gitmark die Rettung. Eine lokale norwegische Aktionärsgruppe soll den Verein übernehmen und ermöglicht damit zumindest bisher den weiteren Spielbetrieb. Die finanzielle Lage schlägt sich auch auf die sportliche Situation nieder. Nachdem die Vipers nach der Vizemeisterschaft 2017 seit 2018 sieben Mal in Folge norwegischer Meister und Pokalsieger wurde, steht man in der heimischen Eliteserien aktuell hinter Sola und Storhamar aktuell nur auf Platz drei, hat aber zwei Spiele weniger als der Spitzenreiter absolviert und kann punktetechnisch zu diesem aufschließen. Auf europäischer Bühne präsentiert sich der dreifache Champions League-Sieger bisher ordentlich. Mit nur 164 Gegentoren stellt das Team von Trainer Tomáš Hlavatý die beste Defensive in Hammergruppe B. Getragen wird diese unter anderem von Torfrau Silje Solberg, die noch im Trikot von Györi Audi ETO KC die damalige SG BBM Bietigheim im Champions League-Finale der Vorsaison zur Verzweiflung brachte und anschließend zu den Vipers gewechselt ist. Im direkten Torhüterinnen-Duell hat aber Johanna Bundsen die Nase etwas vorne, da sie mit 73 die meisten Paraden der bisherigen Königsklassen-Saison zeigte. Solberg steht in diesem Ranking mit 59 abgewehrten Bällen auf Platz drei, weist aber mit 35,76% die bessere Fangquote auf. Dadurch reichen den Vipers bisher 166 Tore, die zweiwenigsten nach Buducnost, um bisher trotzdem fünf Punkte einzufahren, alle in der heimischen Arena. Nach einem 30:30 gegen Rapid Bucuresti folgten zwei Siege gegen Odense Handbold (26:24) und zuletzt gegen Buducnost (32:23). Dagegen gingen alle drei Auswärtsspiele verloren. Während man bei Györi Audi ETO KC relativ deutlich unterlag (22:27), hielt man bei Brest Bretagne Handball (27:30) und Team Esbjerg gut dagegen. Die Verantwortung in der Offensive verteilt sich beim Team der Vipers, das aus zahlreichen Nationalspielerinnen – größtenteils aus Skandinavien – besteht, auf vielen Schultern. Beste Werferin in der Königsklasse ist die niederländische Nationalspielerin Lois Abbingh, die 2010 bis 2014 beim VfL Oldenburg in der HBF spielte, mit 29 Treffern.

Mit den Erfolgserlebnissen auf nationaler Ebene im Rücken wird die HBL trotz der schweren Aufgabe in Norwegen alles daransetzen, den dritten Sieg in der Königsklasse zu holen und sich in der Tabelle damit weiter zu verbessern. Personell steht, abgesehen von Julia Niewiadomska (Kreuzbandriss) und Karolina Kudlacz-Gloc (Babypause) der komplette Kader zur Verfügung.

Anwurf ist um 14 Uhr im Aquarama Kristiansand. Die beiden dänischen Schiedsrichterinnen Line Hesseldal Hansen und Josefine Kusk Jensen leiten das Spiel, das auf den Plattformen von DAZN und DYN übertragen wird.