Großartiger Kampf gegen amtierenden Champions League-Sieger wird nicht belohnt

Die HB Ludwigsburg hat bei der Heimpremiere in der neuen EHF Champions League-Saison die zweite erwartbare Niederlage einstecken müssen. Der Deutscher Meister hielt gegen den Titelverteidiger Györi Audi ETO KC lange stark mit, unterlag am Ende aber mit 26:31 (16:18).

Im ersten EHF Champions League-Heimspiel als HB Ludwigsburg mussten die Gastgeberinnen neben den beiden verletzten Kreisläuferinnen Sofia Hvenfelt und Kaba Gassama sowie Karolina Kudlacz-Gloc (Babypause) auch auf ihren Cheftrainer verzichten. Jakob Vestergaard weilt kurzfristig in der dänischen Heimat, da seine Freundin dort das gemeinsame Kind erwartet. Sein Co-Trainer Frederick Griesbach übernahm vor 2471 Zuschauern in der erneut stimmungsvollen Ludwigsburger MHP Arena die Chefrolle an der Seitenlinie.

In der Neuauflage des Finals der vergangenen Königsklassen-Saison eröffnete Györ nach 25 Sekunden durch Estelle Nze Minko mit dem 1:0 für die Gäste. Guro Nestaker gelang der schnelle Ausgleich, doch nach zwei Gegentreffern innerhalb weniger Augenblicke lag die HBL nach drei Minuten beim 1:3 erstmals mit zwei Toren zurück. Die Gastgeberinnen hielten zunächst Kontakt, doch nach neun Minuten betrug der Rückstand beim 3:6 erstmals drei Tore. Anschließend kam Johanna Bundsen im HBL-Tor immer besser rein, zeigte in wenigen Minuten mehrere Paraden und nach einer Rückraum-Fackel von Jenny Carlson zum 5:6 sowie kurz darauf nach einem schönen Zuspiel von Xenia Smits auf Mareike Thomaier an den Kreis erzielte Ludwigsburg den 6:6-Ausgleich.

Trotz eines Unterzahlspiels, nach einer unberechtigten Zeitstrafe gegen Smits, und eines sehenswerten Treffers von Kelly Dulfer gegen die ehemaligen Kolleginnen, blieb das Spiel bis zum 10:10 nach 18 Minuten überraschend komplett offen. Anschließend gelang es Györ, ausgehend von einer sehr umstrittenen Zwei-Minuten-Strafe gegen Jenny Carlson, den Vorsprung bis zur 23. Minute beim 14:11 wieder auf drei Tore auszubauen. Dann arbeitete sich der Deutsche Meister wieder heran. Valentina Klemencic traf zunächst zum 12:14. Anschließend parierte Bundsen und spielte einem Pass wie an der Schnur gezogen auf Antje Döll, die auf 13:14 verkürzte. Wenige Sekunden später drückte die HBL einmal die Wiederholungstaste: Parade Bundsen, Pass auf Döll, Tor – 14:14-Ausgleich.

In der Schlussphase der ersten Hälfte legte Györ wieder jeweils vor und die HBL, die bei Gleichstand mehrfach die Chance zur Führung liegen ließ, glich aus. Im letzten eigenen Angriff scheiterten dann Viola Leuchter und Mareike Thomaier an Györis gut aufgelegter Torfrau Hatadou Sakou und Sekunden vor dem Ende traf Nze Minko, sodass die HBL beim 16:18-Halbzeitstand mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause ging.

Nach dem Seitenwechsel zog Györ, nach einem Ludwigsburger Fehlwurf im ersten Angriff, wieder auf drei Tore davon. Anschließend entwickelte sich ein Duell der Torhüterinnen. Sowohl Bundsen als auch Sako zeigten im Wechsel einige Weltkasse-Paraden, ehe Xenia Smits mit Wucht aus dem Rückraum zum 17:19 traf und Gäste-Trainer Per Johansson gerade einmal fünf Minuten nach der Pause seine zweite Auszeit nahm.  Anschließend zog sein Team beim 21:17 in der 38. Minute erstmals auf vier Tore davon. Auf Ludwigsburger Seite war es erneut Bundsen, die am Ende 19 Paraden und eine Fangquote von knapp 39 Prozent zeigte und damit den 4:0-Lauf der HBL zum 21:21-Ausgleich ermöglichte. Offensiv zeigte dabei vor allem Viola Leuchter, mit sechs Toren beste Werferin des Spiels, ihre Wurfgewalt aus dem Rückraum und traf Mitte der zweiten Hälfte auch zum 23:23.

In der Folge kam es zum Bruch im Ludwigsburger Spiel. In der Offensive fand man immer seltener Lösungen gegen die gut verschiebende Deckung des Champions League-Siegers und dahinter spielte Sako mit am Ende fast 42 Prozent Fangquote bei 18 Paraden groß auf. Die Folge war ein 0:5-Lauf aus Ludwigsburger Sicht und ein 23:28-Rückstand zehn Minuten vor dem Ende. Die über sechsminütige Phase ohne HBL-Tor beendete schließlich Bundsen mit einem Treffer in Überzahl ins leere Gästetor zum 24:28. Nestaker ließ 60 Sekunden später die Hoffnung auf ein erneutes Ludwigsburger Comeback in diesem Spiel mit dem 25:28 aufkeimen, aber näher als diese drei Tore kam die HBL nicht mehr heran. Jenny Behrend traf drei Minuten vor dem Ende nochmal zum 26:29, ehe Györ in der Schlussphase noch zwei weitere Tore erzielte. Damit stand am Ende die 26:31-Niederlage für die HB Ludwigsburg, aber verbunden mit der Erkenntnis, dass man auch in dieser Saison mit den europäischen Topteams, wie hier dem amtierenden Champions League-Sieger, durchaus mithalten kann.

HBL-Co-Trainer Frederick Griesbach: „Es war ein verdienter Sieg für Györ. Unser Team hat heute die Dinge sehr gut umgesetzt und eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt. Ohne zwei etatmäßigen Kreisläuferinnen und unseren Cheftrainer war es wichtig, genau das zu sehen. Das haben wir geschafft, aber am Ende haben kleine Details den Unterschied gemacht. Ich bin sehr stolz auf die von uns gezeigte Leistung gegen die Weltauswahl aus Györi.“

Tore: Leuchter 6, Döll 4, With 3, Nestaker 3, Carlson 3, Smits 2, Behrend 2, Thomaier 1, Klemencic 1, Bundsen 1.

Nach zwei intensiven Wochen mit fünf Pflichtspielen in 16 Tagen, liegt jetzt eine komplette Trainingswoche in Ludwigsburg vor der HBL. Am Sonntag, 22. September, 16 Uhr, steht dann das nächste Auswärtsspiel in der Königsklasse beim rumänischen Vizemeister Rapid Bucuresti an.